Seit 1984
habe ich eine große Freude in der Bibelschule das Alte Testament junge
Geschwister zu lehren. Ihre Überlegungen, Fragen und Entdeckungen sind für
mich sehr stimulierend. Im Allgemeinen bemühe ich mich, immer alle Fragen
zu beantworten, auch wenn sie den Rahmen des Unterrichts sprengen, da
Lehren bei Jesus hauptsächlich Fragen und Antworten war, ein ganzheitliches
Bilden. Studenten sind für mich «jüngere Partner», die auf dem Weg sind.
Deswegen bemühe ich mich aus ihnen keine «Klone» meines Selbst zu machen,
sondern reife Personen, die selbständig denken und die einzelne Probleme
sachlich und biblisch nachprüfen können.
Ich reise auch oft zu bibeltreuen Gemeinden, um Predigtdienste und
Lehrseminare abzuhalten. Kompetente Bibellehrer sind Mangelware in Italien
und die einzelnen Gemeinden haben Hunger und Durst nach tiefgründiger
Belehrung. Seit ich die Leitung der Gemeinde Finocchio in die Hände von
Älteste gelegt habe, hat diese Reise- und Lehrtätigkeit zugenommen; sie ist
mit großen Strapazen verbunden, da ich oft eine lange Hinreise habe und
Sonntags die ganze Nacht auf der der Rückreise verbringen muss. Trotz allem
ist es für mich stimulierend und erfrischend nicht nur andere
Gemeindesituationen kennen zu lernen, sondern jedes Mal auch die
Herausforderung anzunehmen, die sie mit dem erwünschten Thema an mich
gestellt haben, und mich entsprechend vorzubereiten.
Eine meiner Tätigkeiten ist gelegentlich auch die Seelsorge. Da erfahre ich
immer wieder wie der Heilige Geist mir hilft anhand der Bibel,
unterschwellige Probleme ans Tageslicht zu bringen, die wahre Sachlage mit
Hilfe der Schrift zu klären und Wege der Gesundung, die in ihr
vorgezeichnet sind, anzubieten. Die biblischen Geschichten, die die gleiche
Problematik aufweisen, wirken in der Seelsorge einleuchtend. Man trifft ab
und zu jemand, der am Ende sagt: «Ich weiß nicht ob ich das tun will»; aber
im Allgemeinen, wo die heilige Schrift direkt zu dem Gewissen des
Ratsuchenden spricht, vollbringt sie Befreiung und Wunder.
Es ist erfrischend in unserem missionarischen Hauskreis über den
fortlaufenden Text in ungezwungner Weise, familiär, erbauend, hier
weiträumig und dort tiefgehend, da erklärend und dort anwendend, hin und
her zu diskutieren.
Meine Lieblingsbeschäftigung ist vor allem in der Bibel selbständig zu
forschen. Besonders für mich selbst, wenn mich eine bestimmte Sache
interessiert will ich sie ergründen, bis ich sie ausgeschöpft habe. Manchmal
packt mich das Bedürfnis mich total zu isolieren und ganz der
Forschungstätigkeit zu widmen. Obwohl ich die Bibel fünf Jahre lang als
Student studiert habe und sie nun seit 1984 erforsche und lehre, hat sie in
keiner Weise ihre Faszination für mich verloren. Ich freue mich über jede
neue Entdeckung (es sind immer noch viele!) und ich bin immer wieder
begeistert, wenn ich etwas neues verstanden habe und wenn sich neue
Zusammenhänge aufgetan haben. Meine große Bemühung ist in erster Linie,
jedes Buch der Bibel in dem Selbstverständnis des Autors zu verstehen und
nur danach frage ich mich «was» und «wie» die Ergebnisse anwendbar sind.
Die meisten Lektionen ergeben sich aus der Geschichte selbst, wo Gott
punktuell an einzelne Personen in den gegebenen Umständen gesprochen hat.
Wenn die anderen Dienste es mir erlauben, forsche ich in der Bibel viele
Stunden pro Tag. Denn ein Lehrer soll vor allem ein Mann der Bibel sein.
Ich habe etliche Bücher herausgegeben, andere sind in der Vorbereitung,
viele von ihnen werde ich nie drucken lassen können, da diesbezüglich immer
das nötige Geld fehlt. Aber ich schreibe sie hauptsächlich für mich, weil
ich Freude und Leidenschaft am Forschen habe; sicherlich denke ich dabei an
die Bedürfnisse der Gemeinden und wie ich ihnen helfen kann, aber am Anfang
packt mich zuerst die Begeisterung selbst wissen zu wollen, das Thema tief
greifend ergründen zu wollen und es dann sauber und strukturiert
darzustellen.
► URL: http://italmission.altervista.org/Artk/Bibel_Erfahr.htm
09-12-2002; Aktualisierung: |