1. DIE AKTUELLE LAGE:
Die Verordnung der italienischen Regierung vom 22. März 2020 verbietet allen
Personen, mit öffentlichen oder privaten Verkehrsmitteln andere Orte zu
erreichen, die nicht die sind, wo man sich aktuell befindet, außer in diesen
Ausnahmefällen: nachgewiesener Arbeitsbedarf, absolute Dringlichkeit oder aus
gesundheitlichen Gründen.
Die Bestimmung sieht
die Schließung von nicht wesentlichen oder strategischen Produktionsaktivitäten
vor. Lebensmittel, Apotheken, Grundnahrungsmittelgeschäfte und wichtige
Dienstleistungen bleiben geöffnet.
Das neue Dekret sieht
Geldstrafen von 400 bis 3.000 Euro für Verstöße für diejenigen vor, die das Haus
ohne wichtigen und festgestellten Grund verlassen; und wenn der Verstoß mit
einem Fahrzeug begangen wurde, würde die Strafe um ein Drittel erhöht. Bis zu 5
Jahre Haft und Geldstrafen von bis zu 3.000 Euro sind für Fälle vorgesehen, die
absichtlich gegen die Quarantäne verstoßen und das Haus verlassen. In diesem
Fall liegt ein Verbrechen gegen die öffentliche Gesundheit vor, das die
Ausbreitung der Epidemie verursacht.
Hier ist die Situation in Italien zum
24. März 2020: 69.176 Fälle insgesamt, derzeit gibt es 54.030 Menschen
positiv, 6.820 Tote und 8.326 Geheilte. Unter den 54.030 Positiven: 28.697
befinden sich in häuslicher Isolation, 21.937 sind mit Symptomen ins Krankenhaus
eingeliefert worden, 3.396 sind auf der Intensivstation.
Hier ist die
Situation in Italien zum 25. März 2020: 74.386 Fälle insgesamt, derzeit
gibt es 57.521 Menschen positiv, 7.503 Tote und 9.362 Geheilte. Unter den 57.521
Positiven: 30.920 befinden sich in häuslicher Isolation, 23.112 sind mit
Symptomen ins Krankenhaus eingeliefert worden, 3.489sind auf der
Intensivstation. Die Quelle der Daten (bis 25.03.2020) und der Tabelle (bis
23.03.2020) ist vom Gesundheitsministerium Italiens.
Hier ist die
Situation in Italien zum 26. März 2020: 80.539 Fälle insgesamt, derzeit
gibt es 62.013 Menschen positiv, 8.165 Tote und 10.361 Geheilte (Daten vom
Katastrophenschutz).
Dies sind die
offiziellen Zahlen. Einige Experten schätzen die tatsächliche Infizierten auf
mindestens 450.000, da es sich bei vielen um asymptomatische Patienten handelt
(so Andrea Crisanti, Direktor der Abteilung für mikrobiologische diagnostische
Komplexe in Padua, ehemaliger Professor für Virologie am Imperial College
London).
Wie schon angedeutet,
kann man das Haus nur aus einem wichtigen und dokumentierten Grund verlassen
(z.B. Arbeit, Lebensmittel-Einkauf, Arzt- bzw. Apothekenbesuch, Notsituation).
Die Angaben und die angegebenen Gründe werden von der Polizei dann nachgeprüft,
und wenn sie nicht stimmen, wird man von der Polizei angezeigt und mit
Geldstrafe behaftet. Fast alles, was nicht notwendig ist und eine
Menschenansammlung verursacht, ist geschlossen worden. Man kann sich nur mit
einem ausgefüllten Vordruck aus dem Haus bewegen. Vor Supermärkten,
Lebensmittelgeschäften, Post, Apotheken, usw. muss man in der Schlange stehen,
und man mindestens einen Meter Abstand bewahren und es können immer nur wenige
Kunden gleichzeitig sich im Laden aufhalten. In alle Geschäfte darf man nur mit
einer Schutzmaske hinein.
2. GEMEINDE UND MISSION AUS DER
ISOLATION: Alle Geschwister sind bei sich Zuhause
und gehen nur zu Notwendigen Besorgungen hinaus. Wir können uns nicht
versammeln. Manche haben große Angst. Ich versuche sie durch WhatsApp mit
geistlichen Gedanken und Themen zu ermutigen.
Wir als Missionare
können uns natürlich z.Z. auch nicht aus dem Haus wagen, um die Gläubigen zu
Haus zu besuchen oder gemeinsame Treffen in Häusern oder im Gemeindesaal zu
veranstalten. Zumal Villaggio Adriano (im Tivoli Bezirk), wo sich der
Gemeindesaal befindet, in einer anderen Stadt als Rom liegt also ist für
uns gesetzlich unerreichbar. Da nichts mehr offline geschehen kann, muss
alles online bewerkstelligt werden. Und das braucht viel mehr
Vorbereitungszeit, Flexibilität, Nachfragen an die einzelnen Gläubigen und
Antworten auf ihrer Fragen.
2.1 DAS VIRTUELLE BIBELSTUDIUM:
Ich bereite das Bibelstudium vor, damit es durch WhatsApp stattfinden kann. Ich
kündige es in unserer WhatsApp-Gruppe an, publiziere dort die gesamten Fragen
und frage die Gläubigen wer direkt teilnehmen will, d.h. wer in der Liste derer
sein will, die eine oder mehrere Fragen beantwortet wollen, und wer alles nur in
der Stille mitlesen will. Ich schreibe persönlich an die Geschwister, die
letztes Mal nicht aktiv teilgenommen haben, um sie zu ermutigen. Dann teile ich
alle Fragen auf, versehe sie mit den Namen der Teilnehmer und schließlich
publiziere ich die gesamte Liste in der Gruppe. Das geschieht genug früh, damit
die Teilnehmer genug Zeit haben, sich vorzubereiten; meist geschieht diese
Vorarbeit am Tag vor dem Bibelstudium. Dann erinnere ich nochmal an die Regeln.
Es passiert immer, dass jemand abspringt und noch jemand einsteigt… ihr könnt
euch vorstellen, wie ich auch fast den ganzen Tag bis zu dem „Bibelstudium“
verbringe.
Nach verschiedenen
Malen hat sich das telematische Bibelstudium gut eingespielt. Man kann nur
schriftlich oder per gesprochene Nachricht antworten; das hat schon etwas
gedauert. Die direkte Partizipation ist gut; auch andere sind dem Bibelstudium
gefolgt, ohne beteiligt zu sein. Auch Kontakte und Sympathisanten, die in
unserer WhatsApp-Gruppe eingeschrieben sind, können alles in der Stille
verfolgen. Gestern haben sich auch zwei Ehepaare aktiv beteiligt, die ganz
woanders wohnen (ein Ehepaar in der Region Latium und ein Ehepaar in Ravenna),
aber mit Elisabeth und mir verbunden sind und unsere Gemeinde kennen. So haben
wir auch sie aus der derzeitigen Isolation herausgenommen.
Nach über anderthalb
Stunden bin ich meist fix und fertig, da die Italiener sehr lebhaft sind.
Besonders die Gläubigen unserer Gemeinde sind sehr temperamentvoll, da muss ich
stets die Zügel in der Hand halten, sonst läuft gern alles schnell aus dem
Ruder.
Es wurde eine
Videokonferenz vorgeschlagen. Aus den oben genannten Gründen ist bei uns eine
Videokonferenz nicht möglich, da manche gleichzeitig sprechen und
diskutieren würden und das Ganze für mich unkontrollierbar wäre. Ich müsste
dabei die technischen und die biblisch-inhaltlichen Aspekte gleichzeitig
meistern, da ich keinen habe, der die technische Aspekte übernehmen kann; und da
immer etwas schief gehen kann, am Ende könnte ich ein Delirium Tremens
erleiden...
2.2 DER VIRTUELLE GOTTESDIENST:
Fast ähnlich verfahre ich mit dem telematischen „Gottesdienst“ am Sonntag. Schon
am Donnerstag schreibe ich drei Brüder an, damit sie einen Kurzgedanken
über ein bestimmtes Thema vorbereiten. Jedes Mal muss ich sie erinnern: „Vielen
Dank, dass du dich strikt an das Thema halten wirst, um anderen ein Beispiel für
Kohärenz und Ordnung zu geben. Wie immer genügt nur ein Bibelvers, der zentral
und klar ist!“. In diesem Jahr betrachten wir das Thema „Jesus ist [z.B.
die Wahrheit]“ oder «Jesus und [z.B. unserer Friede]“. Elisabeth und ich
üben und nehmen passende Lieder zum Thema auf. Am Samstag schreibe ich
dann in unserer WhatsApp-Gruppe, um wie viel Uhr wir uns „virtuell Treffen“ und
welches Thema wir betrachten werden. Dann füge ich hinzu: „Jeder kann einen Vers
vorbereiten — aber bitte nur zu diesem speziellen Thema —, um den Herrn
zu verherrlichen und die anderen Brüder zu erbauen“.
Dann nehme ich eine
Mini-Predigt (10 Minuten ca.) über das Thema (z.B. am 22.03 „Jesus ist in
Untertänigkeit zum Vater gekommen“; am 29.03 „Jesus ist unserer Friede“). Bis
jetzt ist sie sehr geschätzt, so wie die Geschwister in der WhatsApp-Gruppe
schreiben. In einer zweiten Aufnahme bringe ich die Anwendungen, aber ich
setze sie ein oder zwei Tage später in die WhatsApp-Gruppe, damit es am Sonntag
nicht zu viel wird. Auch da gibt es manches zum Nachdenken.
Und noch bevor der
virtuellen Gottesdienst anfängt, muss ich nochmals ermahnen: „Lasset uns einen
Geist der Anbetung halten, mit
Anständigkeit und
Ordnung, mit Gottes Furcht und Liebe. Und fassen wir uns kurz und bündig!
Vielen Dank für eure Mitarbeit“.
Es hat alles bis
jetzt gut geklappt.
3. SCHLUSSASPEKTE:
Wir haben gesehen, dass es hier in Italien eine Zeit der Isolation gibt,
wo man nur mit großer Ausnahme und mit einem ausgefüllten Formular sich
hinauswagen kann. Heute, mit einer Maske ausgerüstet, bin ich etwas weiter bis
zur Straßenecke gelaufen, um Brot zu kaufen, und hatte das ausgefüllte Formular
Zuhause vergessen. Unterwegs bin ich am Tor eines befreundeten Rumänen vorbei
gekommen und habe ein paar Worte mit ihm gewechselt. Ein rumänischer Bekannter
von ihm wollte zum Postamt, um Geld seiner kranken Mutter zu überweisen; aber da
er das vorgesehene Formular nicht ausgefüllt hatte, bekam er eine saftige
Strafe von 3.000 €! Nach dieser sehr schlechten Nachricht, ging ich mit
meinem Brot schnellsten nach Hause!
Ich bin sowieso sehr
im Internet präsent. Nun kann ich oft die Corona-Krise zum Anlass nehmen
für meine Gedanken, biblische Vertiefungen, Sprüche, Bibelverse, usw. Viele
finden hoffentlich darin Gelegenheit zum Nachdenken, sich nach dem Sinn des
Lebens und dem biblischen Glauben zu fragen und über das Heil in Christo
nachzudenken.
► URL: http://italmission.altervista.org/Artk/Coronavirus_Mission.htm
26/03/2020; Aktualisierung: |