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Italien braucht Mission: Mission ist vielseitig

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Brennpunkt Mission

   ■ Gesamte Aufgabe: «Mission ist Dank für Golgatha. […] Das ganze Evangelium, der ganzen Welt, durch die ganze Gemeinde» (Roland Marsch, Mennonitische Rundschau April 2004).

   ■ Gott der Mission: «Mission ist also nicht nur eine Möglichkeit, ist nicht nur etwas für Menschen mit einer besonderen Liebe für fremde Länder oder einem übersteigerten Selbst- und Sendungsbewusstsein. Mission ist Gottes eigenes Interesse, weil er die Menschen geschaffen hat, liebt und warnen will» (Ansgar Hörsting, Missionsleiter der Allianz-Mission).

WIE JUNGE FRAUEN IN ITALIEN LEBEN

 

 von Annegret Martella

 

Guten Tag. Ich heiße Annegret und bin eine Italienerin. Na ja, das stimmt nicht ganz! Wie Sie bestimmt aus meinem flüssigem Deutsch und aus meinem typisch deutschen Namen entnehmen können, bin ich nur zur Hälfte Italienisch, meine Mutter ist nämlich Deutsche. Italiener mit denen ich bekannt werde, halten mich immer für eine Ausländerin wegen meinen «nordischen» Gesichtszügen und ab und zu schleicht sich auch die Spur eines Akzentes in mein sonst einwandfreies Italienisch ein. Trotzdem fühle ich mich fast als eine ganz echte Italienerin, so dass ich denke, ich kann Ihnen als Insider einen treuen Bericht über die junge Italienische Frau bringen. Zur gleichen Zeit bin ich aber Deutsch genug, dass ich ihr gegenüber kritisch sein kann.

     Ich habe in Rom die Universität besucht, wo es fast nur Mädchen gab; ich arbeite zur Zeit in einer Fakultät. Ich kann Ihnen versichern, dass es da die verschiedensten jungen Frauen aus den verschiedensten Teilen Italiens gibt.

     Wenn ich aber die typische junge italienische Frau beschreiben sollte, würde das bestimmt in das Bild passen, das Sie von einer Italienerin haben.

     Die meisten Italienerinnen sind hübsch, oder so gepflegt das sie hübsch aussehen. Sie unterscheiden sich dann in zwei große Gruppen: die einen sind sehr geschmackvoll und modisch gekleidet, die anderen sind nur modisch angezogen.

     Die meisten Italienerinnen sind sehr freundlich und sympathisch. Man kann wunderbar mit ihnen reden und diskutieren. Man kann ihnen auch leicht mal etwas von Jesus erzählen und sie hören aufmerksam oder wenigstens höflich zu. Das ist dann aber leider oft auch schon alles.

     Es gibt einen großen Unterschied zwischen Mädchen, die direkt aus Rom kommen und Mädchen die in kleinen Dörfern oder auf dem Land leben, obwohl die Dörfer oft nur wenige Kilometer von Rom entfernt sind.

     Frauen, die nämlich aus einem Dorf kommen, leben im Bewusstsein dass sie zu einer kleinen Gesellschaft gehören, deren Traditionen sie nicht brechen sollten. Diese Frauen sind oft viel religiöser als ihre «städtischen» Altersgenossen, die sehr oft überhaupt nicht an einen Gott glauben. Ich habe auch bemerkt, dass je intelligenter, fortschrittlicher und zielstrebiger die Studentinnen sind desto weniger glauben sie an Gott. Es sieht fast so aus, als ob Gott ein Aberglaube ist, der mit Rationalität nichts zu tun hat. Um so erstaunter sind viele meiner Kolleginnen, wenn sie merken, dass ich es ernst meine mit Gott, zumal ich sehr gute Noten habe und genau weiß, dass das nicht allein mein Verdienst ist, und ihnen das auch sage.

     Italienische Mädchen wirken auf Ausländer oft als sehr oberflächlich und dumm. Das ist nicht wahr. Die meisten meiner Freundinnen sind sogar sehr intelligent und fleißig und das nicht nur, weil sie eine Universität besuchen — in Italien kann jeder die Uni besuchen —, sondern weil sie keine andere Wahl haben.

     Italien ist zwar kein besonders armes Land, aber um eine Familie zu ernähren (und ich betone ernähren), braucht es heutzutage meistens beide Eheleute. Aber eine anständige Arbeit zu finden, ist schwer. Selbst mit einem Uni-Abschluss hat man oft überhaupt keine Aussicht auf eine Arbeit.

     Ich erwähnte bereits das in Italien jeder auf die Uni kann. Ich möchte hier nicht diskutieren, ob das positiv oder negativ ist und ob das ganze Lehrsystem stimmt, obwohl irgendwas daran falsch sein muß, denn fast alle Mädchen haben Abitur (aber da gibt es auch wieder einen großen Unterschied zwischen den Großstädten und dem Land und vor allem Nord und Süditalien) und besuchen eine Uni, aber nicht einmal die Hälfte bis zum Uni-Abschluss kommt, viele geben bereits nach einem Jahr auf und begnügen sich mit einer bescheidenen Stelle und einem Hungerlohn. In Italien ist es ein Ausnahmefall, wenn ein Mädchen nicht von ihren Arbeitgebern ausgenützt wird, zumal fast alle schwarz arbeiten müssen.

     Unmoral gibt es leider im ganzen Westen, aber manchmal hab ich den Eindruck, dass es in Italien nicht ganz so extrem ist wie z.B. in Deutschland oder England.

     Wie ich bereits sagte, glauben viele Mädchen überhaupt gar nicht an Gott und wenn dann, nur weil «es sich eben so gehört». Trotzdem scheint es so, als ob die Tugenden und Werte dank der religiösen Tradition nicht ganz so verworfen wurden.

     Als ich studierte, hatten fast alle meine Kolleginnen einen Freund und viele schon seit bis zu 7 Jahren (wenn man bedenkt das sie alle maximal 22 waren, ist das beachtlich). Sie schliefen auch mit ihren Freunden. Oft hab ich Sätze wie «Es geht ja nicht anders, oder?» gehört.

     Die meisten von ihnen werden irgendwann ihren Freund heiraten, und nur mit ihm geschlafen haben, das tröstet mich irgendwie.

     Verstehen Sie mich nicht falsch: ich finde es keineswegs OK vor der Ehe mit jemandem zu schlafen und das wissen auch alle in meiner Uni und sprechen mich oft darauf an, aber irgendwie hab ich den Eindruck das fast alle im Grunde ihres Herzens ganz genau wissen, dass sie sündigen.

     Als ich noch studierte und noch nicht verheiratet war, war es mir nie passiert das mich irgend jemand wegen meiner Entscheidung keusch vor der Ehe zu bleiben verhöhnt hat. Im Gegenteil oft erntete ich anerkennende Blicke und viele haben mir schon gesagt: «Ich bewundere dich, dass du und dein Freund die Kraft habt das durchzuhalten. Und dass du mit solcher Kraft und Überzeugung darüber sprichst». Das war dann natürlich immer der beste Ausgangspunkt, um zu erläutern das die Kraft nicht von uns kommt und um ihnen von Jesus zu erzählen.

     Italienerinnen sind sehr stark an ihre Familien gebunden. Sie ziehen meistens nicht bei ihren Eltern vor der Heirat aus. Das hat aber nicht so viel mit freiwilligem Gebundensein zu tun als mit der Tatsache, dass einfach die finanziellen Mittel fehlen, um alleine zu leben.

     Diese Tatsache, dass sie von ihren Eltern so lange finanziell abhängig sind, gibt den Eltern eine gewisse Autorität über sie.

     Die Mütter mischen sich sehr in das Leben der Töchter ein, was manchmal negativ, manchmal auch positiv ist, und die Väter engen sie oft sehr ein.

     Jetzt fragen Sie sich bestimmt, wie man eine junge Italienerin mit dem Evangelium erreichen kann, wo sie doch so oft einen oberflächlichen oder gar keinen Glauben haben.

     Die Antwort ist ganz einfach. Wie alle Frauen in der ganzen Welt sind Italienerinnen sehr neugierig! Wenn ich also so lebe, dass ich ein Zeugnis bin und ab und zu mal irgendeine Bemerkung über den Glauben fallen lasse, werde ich sicherlich oft genug gefragt, wieso ich so lebe und rede.

     Eine gläubige Bekannte von mir geht immer in die Uni zum lernen. Sie nimmt ihre Bibel mit und legt sie neben sich, während sie für ihre Examen studiert; sie sagt, es vergeht kaum einmal ein Tag, dass nicht irgendeiner sie darauf anspricht, denn wer liest schon die Bibel im katholischen Italien, wo das bis vor einigen Jahrzehnten den Katholiken sogar verboten wurde! Meine Bekannte kann dann ein Gespräch beginnen.

     Es ist gut, wenn die anderen das Gespräch über den Glauben anfangen: dann fühlen sie sich nicht überrumpelt und ziehen sich nicht so einfach zurück, denn Unhöflichkeit und wenig Sensibilität hassen Italienerinnen.

     Das ist natürlich nicht die Regel. Gott leitet und gibt mir immer neue Gelegenheiten den anderen von ihm zu erzählen.

     Frauen sind in Italien offener für das Evangelium als Männer, die man oft nur durch ihre Frauen erreichen kann. Es ist mir also eine Aufgabe und eine Freude, jeden Tag an der Uni so zu leben, dass ich Gott die Ehre gebe; und auch so, dass mich immer wieder einmal jemand fragt: «Sag mal, warum tust du das».

 

► URL: http://italmission.altervista.org/Ital/Junge_Frauen.htm

12-07-2001; Aktualisierung:

 

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