„…und lasset uns laufen durch Geduld
in dem Kampf, der uns verordnet ist und aufsehen auf
Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens“
(Hebräer 12,1f).
Liebe Freunde und Geschwister!
Nach längerer Zeit erscheint
endlich mal wieder ein Rundbrief von den Martellas! Der
Alltag ist, nach einem heißen Sommer, wieder
eingekehrt. Die Kinder gehen nach 3 Monaten Sommerferien
wieder zur Schule. Frauenkreis, Kinderstunde,
Sonntagschule und Hauskreise beginnen wieder.
Wir erleben viel Freude und eine
gute Gemeinschaft in unserer kleinen Gemeinde.
Heute berichte ich von drei
winzig kleinen Episoden, die mich berührt und auch
zum Nachdenken gebracht haben.
■ Bei einem unserer Treffen im Frauenkreis hatten
wir Gäste aus der Schweiz dabei. Gegen Ende erwähnte ich
noch, dass am nächsten Sonntag der Gottesdienst
vormittags und nicht wie gewohnt nachmittags
stattfindet. Wie von der Tarantel gestochen, sprang
Irma auf und tanzte jubelnd durch das Zimmer. Was
war geschehen? Sie hätte am Sonntagnachmittag nicht
kommen können und war deshalb traurig und nun erfuhr
sie, dass sie doch dabei sein kann. Unsere zwei Gäste
saßen mit offenem Mund da und sahen sich verständnislos
an. Nach einer Pause fragte mich eine: „Sag bloß, die
freut sich so, weil sie in einen ganz normalen
Gottesdienst gehen kann“. Als ich dies bestätigte,
meinte sie seufzend: „Ach, wäre auch bei uns nur eine
Person... mit diesem Enthusiasmus!“ Ohne diese
Kommentare wäre mir das gar nicht so aufgefallen, aber
das brachte mich zum Nachdenken und Danken. Und ich
stellte mir die Frage (und stelle sie auch euch):
„Freuen wir uns eigentlich noch auf die Begegnung und
die Gemeinschaft mit Gott und den Geschwistern?“
■ Bianca hatte Geburtstag am
26. August. Zur Feier des Tages gingen wir Frauen am
Abend Pizza essen. Zu siebt genossen wir die Kühle des
heißen Sommerabends. In einer lauschigen Taverne im
alten Teil von Tivoli saßen wir und redeten über dies
und jenes, überreichten Geschenke, sangen ein
Geburtstagsständchen und vor allem ließen wir’s uns
schmecken!
Bei dieser Gelegenheit meinte jemand: „Ach wär’s doch
noch wie früher (sie meinte vor 2-3 Jahren); am
Anfang spürte ich noch so viel Liebe für den Herrn und
war immer in einer Hochstimmung...“. Worauf jemand
meinte: „ Ja vielleicht sollten wir versuchen irgendwie
wieder zurück zur ersten Liebe zu kommen...“. Apollonia,
eine Freundin von mir, die aus der Gemeinde von
Finocchio mitgekommen war, meinte: „Bei mir hat sich
diese erste Liebe in eine heiße Glut verwandelt,
sie wohnt in mir, tief und ruhig...“.
Wo wir auch angekommen sind in
unserem Glaubensleben, denken wir noch nach über unsere
Liebe zum Herrn? Pflegen wir unsere Gemeinschaft
zu und mit Ihm?
■ Letzte Woche kam nach Rom eine
Reisegruppe aus Deutschland, 60 Personen, die sich
„Bella Italia“ anschauen wollten. Auf ihre Anfrage hin
gestalteten wir einen Abend, an dem wir von unserer
Arbeit berichteten. Wir waren eine kleine Gruppe und
erzählten einiges über unsere Aufgaben und über Tivoli;
auch wurden verschiedene Zeugnisse gegeben. Die Gruppe
war beeindruckt von der Frische und Begeisterung
der italienischen Geschwister. Und „unsere“ Italiener
staunen noch heute, dass es sooo viele Christen
auf “einem Haufen“ gibt! Als sie dann erfuhren, dass
diese gesamte Gemeinde in Deutschland aus ca. 1.000
Personen besteht, konnten sie es kaum fassen.
Ich frage: Freuen wir uns an
anderen Geschwistern? An der Religionsfreiheit, die es
in vielen Ländern gar nicht gibt, wie z.B. in Pakistan,
wo unser Sohn Immanuel gerade weilt? Für die
italienischen Geschwister leben die Deutschen in dieser
Hinsicht in einem „geistlichen Schlaraffenland“.
Was ist besser: „Quantität oder
Qualität?“. Zum Glück schließt das Eine das Andere
nicht aus!
Unsere italienischen Geschwister
wurden bei dieser Gelegenheit auch daran erinnert, dass
wir unsere Arbeit hier nur tun können, weil wir von
Deutschland, von
euch (!) treu unterstützt werden. Danke
vielmals!
Nico meinte vorgestern Abend, als wir
zur Bibelstunde fuhren: „Heute versuche ich einmal jeder
Frau die lang ausgestreckte Hand zur Begrüßung zu
reichen, mal sehn ob’s funktioniert...“. Gemeint ist der
„Bruderkuss“. Die Liebe ist so groß, dass man
nicht nur geküsst, sondern auch richtig ausgiebig
gedrückt wird. Gehört auch zur italienischen Mentalität
und ist nicht immer unbedingt angenehm. Und hat’s
funktioniert? „Teilweise“... macht nix.
Liebe Freunde, es ist nicht immer nur
alles schön und leicht und lustig, sondern oft auch
schwierig. So manches Mal ist man müde, immer
vorbereiten, immer planen, immer 20 km hin und 20 km
zurückfahren. Jedoch ist es auch so wie bei den eigenen
Kindern, die man großgezogen hat: Viel Mühe und Arbeit,
jedoch die Freude dabei überwiegt bei Weitem! Und
wenn man dann auch das Ergebnis bzw. die Früchte sehen
darf, stellt sich auch große Dankbarkeit und
Zufriedenheit ein.
So nun hoffe ich, Elisabeth, dass
ich heute nicht zur „Moralapostelin“ geworden bin.
Wir grüßen euch alle ganz herzlich!
Nico und Elisabeth
URL: http://italmission.altervista.org/Mart/10-09_Rundbrief.htm
11-09-2010; Aktualisierung: |