Liebe Freunde und Geschwister,
wir sind heilfroh, dass die
italienische Sprache der spanischen so ähnlich ist. Wir
haben mehrere Glaubensgeschwister und Kontakte in Tivoli
aus dem südamerikanischen Raum.
Kuba, Peru, Venezuela, Ecuador
um nur einige zu nennen. Heilfroh sind wir deshalb, weil
wir sie zu 75% verstehen können, auch wenn sie der
italienischen Sprache noch nicht mächtig sind.
Heilfroh auch weil, wenn sie schnell
mal was in ihrer Sprache sprechen, bekommen wir auch das
Thema mit, was dann unsere Neugierde zufrieden stellt...
Auch andere Nationen sind bei uns
eingetroffen: Eine pakistanische Familie mit 5
Kindern kommt seit ein paar Monaten unregelmäßig in die
Gemeinde.
Dann haben wir in der Kinderstunde
noch verschiedene Länder „anzubieten“. Mütter aus
Litauen, Tschechien und dem Kongo bringen
ihre Kinder und bleiben sehr begeistert die ganze Zeit
mit dabei. Vor allem geht es laut und fröhlich beim
Singen und Spielen zu. Da muss ich schon mal aufpassen,
dass die Kinder nicht zu kurz kommen. Im Gegensatz dazu
wird es dann still beim Gebet und bei der Geschichte.
Zurück zu unserer internationalen
Gesellschaft. Seit vielen Jahren ist Nicos Motto: „Denke
global - Handle lokal“.
Zwar wohnen wir in Rom, aber
Lampedusa gehört auch zu Italien...
Seit Anfang der Unruhen im
arabischen Raum, sind ca. 30.000 Flüchtlinge dort,
mehr oder weniger halsbrecherisch, gestrandet.
Wie viele ihr Leben ließen kann man nur ahnen. Als
letzte Woche ca. 500 Personen aus einem gekenterten
Schiff gerettet wurden, fand man anschließend auf dem
Kahn oder Boot (Schiff kann man ja das eigentlich nicht
nennen) sehr viele Bibeln. Wie viele gläubige
Christen müssen unter diesen Menschen sein!? Wenn
man bedenkt, dass jeder von ihnen nur ganz ganz wenig
mit sich nehmen darf?
Wer hilft?
Zurück nach Rom. Nachdem in den 90er
Jahren unzählige Rumänen, Albaner und aus dem
asiatischen Raum Chinesen und Bengalen
sich Italien als „Unterschlupfland“ ausgesucht haben und
die Hauptstadt allgemein sehr interessant für alle
Ausländer ist, könnt ihr euch vorstellen, dass es nicht
nur wohlgesinnte Italiener ihnen gegenüber gibt.
Wenn ich einen normalen Bus
nehme um nach Rom City zu fahren, kann ich davon
ausgehen, dass 95% aller Mitfahrenden Ausländer sind.
Ohne Übertreibung! Diese Gerüche… wenn ich dann
Abstand nehme oder auch manchmal etwas Angst bekomme,
schießt es mir durch den Kopf: „Hoppla, ich bin ja auch
Ausländer!“.
Wie dem auch sei, diese Menschen
sind hier und wir können das als Chance nehmen,
ihnen von Gott zu erzählen. Das heißt aber erstmal, sie
gut zu behandeln, ihre positiven Seiten zu entdecken und
sich klar zu machen aus was für einer Misere sie zum
Teil kommen. Man kann sich das oft kaum vorstellen, wie
unmenschlich manche Frauen seit ihrer Kindheit be- bzw.
misshandelt wurden. Wie offen sind doch diese
Menschen für ein bisschen Liebe, einen freundlichen
Blick, eine Geste oder auch nur für ein offenes Ohr. Und
auch offen für einen Gott, der sie liebt. Wie ein
Schwamm saugen sie alles auf.
Unsere kleine Gemeinde durfte für
einige Wenige eine Art Heimat werden, in der sie sich
angenommen fühlen. Einmal im Monat essen wir zusammen.
Da wird (bei aller Armut) aufgetischt! Nicht das wir
Italiener schlechter kochen könnten, aber man merkt
einfach bei ihnen wie viel Einsatz es sie im wahrsten
Sinne des Wortes gekostet hat „ihre“ Spezialität
traditionell zubereitet, mitzubringen. Diese „Ausländer“
sind einfach gastfreundlich und zwar mit einer
Selbstverständlichkeit um die man sie nur beneiden kann!
Interessant ist auch zu sehen, wie verschiedene
Mentalitäten aufeinandertreffen, im positiven wie im
negativen Sinn. Ich erspare mir hier die Beispiele...
Zum Schluss berichten wir lieber
noch von einem anderen positiven Ereignis, welches uns
sehr berührt hat.
Eine bei uns gläubig gewordene
Südamerikanerin, flog vor ca. 1 Jahr in ihre Heimat
zurück. Das erste Mal nach ca. 40 Jahren. Sie wollte
ihren Eltern vergeben. Sie hatte mehrmals in ihrem Leben
versucht in die Heimat zu fliegen, es aber nicht
geschafft, auch wenn sie schon auf dem Flughafen saß und
viel Geld bezahlt hatte, kehrte sie wieder um. Nun
fühlte sie aber ganz stark, dass sie zu ihren Eltern
musste. Eine Kindheit voller Missbrauch — mit 12 Jahren
schon 9 Abtreibungen. Der Vater wurde damals zum Tode
verurteilt, kam jedoch wieder auf freien Fuß, weil die
Tochter (unter Zwang) alles widerrief. Noch
Minderjährig, alleine nach Italien abgeschoben, lebte
sie auf der Strasse, fand dann aber doch ins „normale“
Leben. Jetzt müsst ihr aber nicht denken so eine Frau
wäre schwach, klein demütig und hilflos, nein, weit
gefehlt! Sie hat gelernt sich durchzuschlagen im
wahrsten Sinn des Wortes. Oft legte sie sich sogar mit
der Polizei an, um Arme Ausländer und Obdachlose zu
verteidigen. Nun ja diese Handgreiflichkeiten haben sich
zum Glück fast ganz gelegt. Zurück jedoch zum
Vergeben. Sie besuchte also nach mehreren Anläufen
ihre Eltern, vergab ihnen und erzählte ihnen von ihrem
himmlischen Vater. Sie evangelisierte sie so gut sie
konnte. Zurückgekehrt nach Tivoli ging das dann
telefonisch weiter. Auch konnte eine Verbindung mit
einem Missionar in diesem Land hergestellt werden. Fakt
ist, ihre Eltern ließen sich in diesem April beide
taufen.
Betet
bitte mit für diese Frau (Schwester im Herrn). Sie hat
noch so viele Kämpfe in ihrem Leben, nicht zuletzt auch
eine Erkrankung (Chemotherapie) zu verkraften.
Denkt doch bitte auch an diese ganze
schwierige Lage, in der Italien steckt (ich meine
die Flüchtlinge, nicht unseren Premierminister…). Das
mehr Menschen die Notlage erkennen und helfen.
Zum Abschluss sei noch erwähnt, uns
als Familie geht es gut. Die Gemeindearbeit in
Tivoli macht uns Freude mit all ihren Höhen und Tiefen.
Im Juli kommt unser 4. Enkelkind
zur Welt. Nach 3 süßen Mädchen zur Abwechslung mal ein
Junge.
Immanuel wird im Oktober mit
seiner 3jährigen Bibelschulzeit in Wiedenest fertig
sein.
Nun grüssen wir euch alle ganz herzlich
mit Johannes 4,14:
„Wer aber von dem Wasser trinken
wird, dass ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht
dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde,
das wird ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das
ewige Leben quillt“.
Nico und Elisabeth Martella
URL: http://italmission.altervista.org/Mart/11-05_Rundbrief.htm
15-05-2011; Aktualisierung: 25-05-2011 |