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1.
Denke global
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2.
Handle lokal
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3.
Unzulänglichkeit
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▲ 1. DENKE GLOBAL:
Italien hat keine Reformation erlebt. Alles was wie eine geistliche
Erneuerung aussah, wurde im Blute erstickt; man denke an Savonarola in
Florenz oder an die Waldenser. Die Gegenreformation hat tiefe Spuren
hinterlassen. Viele Gemeinde in Italien sind von einfachen Christen
begonnen worden, sie hatten zwar den Eifer für den Herrn und das
Evangelium, aber nicht immer eine tiefgründige Erkenntnis. Wer in Italien
Mission treiben will und Lehrgaben besitzt, kann sich nicht nur auf sein
kleines missionarisches Feld vor seiner Haustür beschränken, während
woanders viele kleine Gemeinden darben, da sie keine feste Nahrung haben.
Als Missionar muss man «global» denken und handeln können (Apg 15,36; 2 Cor
11,28). Und die Herauforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen
«global» und «lokal» zu finden, um nicht auszubrennen. Die Gebiete, in
denen ich versuche «global» zu handeln, sind folgende.
■ Bibelschule: Sie hat ihren Sitz vor den Toren Roms, aber
ihre Wirkung ist national. Wir bilden im Bibelinstitut junge Leute aus, die
aus ganz Italien und zum Teil auch aus dem Ausland kommen (z.B. aus
Ägypten, Albanien, Deutschland, Japan, Korea, Schweiz, USA…). Dieser
globale Dienst geschieht auch durch die «Bibelschule am Ort»: das heißt,
dass das Bibelinstitut einen zwei- oder dreijährigen Lehrzyklus außerhalb
Roms anbietet: wir Lehrer reisen zu den Orten, wo Gemeinden sich solche
Bibelkurse wünschen, und lehren dort in gleicher Weise wie bei der internen
Bibelschule. Hinzu kommen die Fernkurse. Ich persönlich lehre Kurse des
Alten Testaments und betreue all diejenigen, die meine Fächer belegen.
■ Reisedienste: Sie sind eine wichtige Tätigkeit besonders für
kleine Gemeinden, die wenige Lehrgaben haben. Diese Tätigkeit ist meist mit
einer beratende Funktion für die Gemeindeleiter und mit Seelsorge an
einzelnen verbunden. Im Durchschnitt verreise ich ein bis zwei Mal im
Monat. Dabei schleppe ich meistens einen Koffer voll Bücher mit, die ich
geschrieben habe. Meine Lehr- und Reisetätigkeit hat mich manchmal auch nach
Albanien und sogar zwei Mal nach Japan gebracht.
■ Schreib- und Verlagsarbeit: Wer «global» denken will und
nicht überall sein kann, muss sich zu helfen wissen. In der Vergangenheit
habe ich jahrelang für eine christliche Zeitschrift geschrieben. Zur Zeit
schreibe ich regelmäßig Artikeln für eine andere christliche
Monatszeitschrift, die etwas mehr Weite hat. In Italien werden viele
historisch-kritische Werke deutscher Autoren von dem Waldenser-Verlag «Claudiana» und
sogar von katholischen Verlagen herausgegeben. Es werden auch viele
charismatische Bücher meist amerikanischer Autoren im Selbstverlag
produziert oder auch von größeren charismatischen Verlagen (z.B. «Uomini
Nuovi» [«Neue Menschen», ein Verlag des so genannten «vollen Evangeliums»].
Die vielen großen katholischen Verlage spiegeln selbstverständlich die
Ansichten der römischen Kurie und Frömmigkeit wieder (Sakramentalismus,
Heiligenverehrung, Mariologie, Klerikalismus, Werkgerechtigkeit, usw.). Die
bibeltreuen nichtcharismatischen Verlage sind wenige und meist klein, wobei
man von Jahr zu Jahr nicht weiß, ob sie es noch schaffen werden
weiterzumachen. Das ist auch der Fall bei meinem winzigen Verlag
«Punto°A°Croce», auf deutsch «Kreuzpunkt» (oder «Kreuzstich»). Das Motto
dieser Verlagsarbeit lautet: «Der
Glaube, der denkt» — «die Herausforderung in unserer Zeit annehmen». Ich schreibe und gebe Bücher heraus für
Multiplikatoren (Menschen die lesen und verbreiten); sie sind keine
leichten oder populären Bücher, sondern Vertiefungsstudien und theologische
Bücher für Gemeindeleiter, Missionare, Seelsorger und gebildete Christen,
die dann fähig werden sollten, das Gelernte in ihrer Praxis umzusetzen und
weiterzugeben. Die Kehrseite des ganzen ist aber, dass neben einer
allgemeinen Lesefaulheit der Italiener z.B. 1.000 gedruckte Bücher über
zehn Jahre brauchen, um verkauft zu werden. Jedes neue Buch ist bei der
Herstellung nicht nur eine geistige und geistliche Herausforderung, sondern
auch ein finanzielles Unterfangen. [►
Die
Verlagsarbeit im allgemeinen]
▲ 2. HANDLE LOKAL:
Die Art und Weise wie das Ehepaar Martella während der Jahre lokal
gehandelt hat, hat sich mit der Zeit geändert.
■ Evangelisation: Am Anfang, als unsere missionarische Gruppe
aus zwei Ehepaaren und unseren drei Kindern zusammensetzt war, waren wir
jahrelang in der persönlichen Evangelisation und in Strasseinsätzen stark
engagiert. Mir der Zeit, als die Gemeinde wuchs, konnten wir Missionare
diese Tätigkeit zum großen Teil abgeben und uns der Pflege der Bekehrten
widmen. Die Gemeinde Finocchios ist noch heute im lokalen Wochen Markt und
anderen evangelistischen Aktivitäten aktiv. Der Missionar und Evangelist
Antonio Fausto Gaeta ist jahrelang auf dem Markt in Frascati mit und ohne
uns anwesend gewesen; heutzutage tut er das Gleiche in Tivoli. Es wird
nicht nur persönlich evangelisiert, sondern auch durch besondere
Aktivitäten (z.B. Frauentreffen, Abendessen mit Ehepaaren am Valentinstag,
Männerabende, Konzerte). Elisabeth hält noch Heute mit einer unserer
Tochter die allwöchentliche «Ora Felice» (Glückliche Stunde), eine
Kinderstunde für Kinder aus ungläubigem Elternhaus. Dazu kommt noch die
Hauskreisarbeit, die auch evangelistisch ausgerichtet sein kann.
■ Gemeindearbeit: Heutzutage würde ich die Sache so
formulieren: ich bin mehr der «Außenminister» (Reisedienst) und Elisabeth
mehr der «Innenminister» (Gemeindepräsenz). Elisabeth ist in der Gemeinde
Finocchio besonders in der Kinderarbeit, in der Frauenarbeit und in dem
Besuchdienst stark engagiert. Seitdem wir neue Älteste eingesetzt haben und
ich die Gemeindeleitung abgegeben habe, predige ich gelegentlich und stehe
zur Verfügung, wenn Rat und Seelsorge gebraucht werden. ● Seit
etlichen Jahren widmen wir uns als Ehepaar stark der Neulandarbeit in
Tivoli (ca. 25 Km
von Finocchio ostwärts entfernt), wo wir den Missionar Antonio Fausto Gaeta
unterstützen: ich Nicola mit predigen und Leitung, Elisabeth in der
Frauenarbeit und Sonntagschule. Auch wenn ich übers Wochenende im
Außendienst bin, versuche ich rechtzeitig zurückzukommen, um an dem
Gottesdienst in Tivoli teilzunehmen, der aus logistischen Gründen
Sonntagnachmittag stattfindet. ● Als Gruppe von Tivoli haben wir in
der Woche drei verschiedene Hauskreise: eine Gruppe trifft sich lokal in
Tivoli, die rumänischen Geschwister haben einen Treffen bei sich in ihrer
Sprache und wir Martella haben unseren Hauskreis in «Due Leoni», eine Zone
in Richtung Rom Stadtmitte zirka fünf Km von Finocchio entfernt.
■ Entwicklungen: Wir haben von Anfang an mit Hauskreisen
gearbeitet. Alle Geschwister der Gemeinde Finocchios wurden in solche
«Bibelzellen» (wie wir sie nennen) eingeteilt. ● Mittlerweile ist aus
einem solchen Hauskreis in Rocca Priora, einem Dorf 15 Km von Finocchio
entfernt, eine neue selbständige Gemeinde entstanden. ● Aus einem
Bibelkreis rumänischer Geschwister, die zur Gemeinde Finocchio gehörten,
ist ebenfalls eine selbständige Gemeinde entstanden, die mittlerweile über
100 Personen umfasst; sie trifft sich in den gleichen Räumlichkeiten der
italienischen Geschwister, aber zu anderen Zeiten. ● Auch die
Gemeinde, die in Tivoli im Aufbau ist, hat zuerst als Hauskreis der Gemeinde
Finocchio angefangen, als durch den Missionar Gaeta ein Ehepaar zum Glauben
kam. Nun ist die missionarische Arbeit selbständig, obwohl in Gemeinschaft
mit der Gemeinde Finocchio. ● Alle unsere langjährigen Bemühungen in
Frascati haben fehlgeschlagen; wir wollen sie nicht hier im einzelnen
aufzählen.. Wir sind zu der Einsicht gekommen, dass anstatt gegen einer
geschlossen Tür weiter anzurennen es zur Zeit besser ist uns in Tivoli zu
engagieren, wo es eine offene Tür gibt. In Frascati kann sich aber immer
noch eine Tür öffnen oder?
▲
3.
UNZULÄNGLICHKEIT: Vor so vielen Aufgaben bekomme ich oft ein Gefühl der
Unzulänglichkeit. Ich möchte dann wie Paulus sagen: «Und wer ist dazu
tüchtig?» oder, anders übersetzt, «Und wer ist hierzu geeignet [für
diese Aufgabe]?» (2 Cor 2,16). Ich lebe oft mit dem Gefühl, dass ich
dieses oder jenes versäumt habe zu tun, dass etwas oder jemand in meinem
Leben und Dienst zu kurz gekommen sei, dass vielleicht die Prioritäten
nicht mehr stimmen, dass die Richtung vielleicht verändert werden sollte
oder gar der Ort. Vielleicht komme ich selbst zu kurz und verdränge es
einfach, wer weiß; als Kind hat man mich gelehrt keine persönlichen
Forderungen zu stellen und vielleicht klebt diese Einstellung noch an mir?.
Aber deswegen fühle ich mich nicht besonders unglücklich. Eine gewisse
Unsicherheit bleibt, die manchmal etwas Orientierungslosigkeit verursacht;
es ist vielleicht deswegen, dass ich es mit Daueraktivitäten zu
kompensieren versuche, nach dem Motto: wenn das eine nicht gelingt, wird
bestimmt das andere einschlagen. Das ist weißlich oder töricht, oder beides
vermischt. Bei so vieler Mangelhaftigkeit bete ich zum Herrn, dass er mir
(uns) seinen Willen offenbare, dass er mein (unser) Leben lenke und dass er
die nötigen Türen öffne. Vor allen Dingen ist mein größter Wunsch, dass der
Herr seine Gegenwart in meinem / unserem Leben zeige und dass ich / wir in
seinem Wille leben.
► URL: http://italmission.altervista.org/MAkti/Global_lokal.htm |